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Donnerstag, 11. Oktober 20( NWLöhne: Eine Lehrstunde vom Pferdeflüsterer ■
Löhne, Zunächst
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Neue Westfälische, Nachrichten aus Ostwestfalen-Lippe, Bielefeld, Gütersloh, Herf... Seite 1 von 1 URL: http://www.nw-news.de/nw/lokaIe_news/loehne/loehne/?cnt=1884500 Zeigen, wo der Hammer hängt Wie "Pferdeflüsterer" Michel Hansmeyer einen störrischen Friesen gefügig macht VON KRISTINA NICOLE WIEMANN Löhne. Plötzlich reicht nur ein kleiner Fingerzeig und mein Pferd marschiert auf den Anhänger, als wäre das ganz selbstverständlich. Ich kann es kaum glauben. Nach ein paar Stunden Bodenarbeit hat Pferdetherapeut Michel Hansmeyer es geschafft, meinen manchmal ziemlich störrischen Friesen "Frans" ganz ohne Hilfe zu verladen, "So, und jetzt bist du dran", zwinkert er mir freundlich zu. Als ich erstmals von Hansmeyers Methoden hörte, war ich skeptisch. Ein Pferdeflüsterer, dachte ich mir, davon halte ich eigentlich nicht viel. Aber andererseits war ich es wirklich leid. Auf jedem Turnier der gleiche Kampf; Ich möchte nach Hause, mein Pferd aber nicht in den Anhänger. Jedes Mal kostete es mich und mehrere Helfer viel Zeit, Geduld und Nerven. Hansmeyer war zuversichtlich, als ich ihm von meinem Problem erzählte. "Das kriegen wir hin", ermutigte er mich. "Dein Pferd hat ein Dominanzproblem. Es respektiert dich nicht als sein Leittier. Aber wenn du mit ihm umgehst wie ein dominantes Pferd in einer Herde, kannst du dein Problem fast spielerisch lösen." Ganz verschwunden war meine Skepsis immer noch nicht. Doch bei unserem ersten Besuch bei dem gelernten Pferdewirt und Galopprennreiter in Gütersloh wurde ich immer zuversichtliche/. Mit verschiedenen Übungen in Anlehnung an die amerikanische Parelli-Methode zeigte er meinem Pferd, wer der Chef ist. Nach gut drei Stunden ging Frans viermal auf den Hänger, und zwar ganz ohne Hilfe. "Das wichtigste ist, dass dein Pferd lernt, deinem Druck zu weichen", erklärte der Pferdetherapeut. "Es darf dir nicht zu nahe kommen, also nicht in deinen persönlichen Bereich eindringen, darf dich nicht überholen und natürlich schon gar nicht nach dir treten oder schnappen. Das alles würde sich ein untergeordnetes Pferd in einer Herde nie trauen." Mehrere Stunden lang ließ er mein Pferd auf verschiedenste Weisen dem Druck seiner Hände weichen. Schließlich reichte es nur noch, dass er ihm auf die Hinterbeine sah und Frans bewegte diese. "Der ist wirklich schlau", staunte Hansmeyer. "Er weiß genau, wie er dich ärgern kann; der kann sozusagen lesen und schreiben." Nach diesem ersten Treffen reagierte mein Pferd ganz gut - allerdings nur auf Hansmeyers Signale. "Der Großteil der Arbeit liegt jetzt bei dir. Dies ist keine Zauberei. Jeder kann es lernen, man muss es nur wollen." Natürlich wollte ich! Also nahm sich Hansmeyer erneut einige Stunden Zeit und kam zur Reitanlage in Ostscheid, in der mein Pferd steht, Erneut arbeiteten wir über drei Stunden gemeinsam mit meinem Sechsjährigen. Das Tolle war: Es funktionierte jetzt auch mit mir und machte außerdem riesig Spaß. Mein Pferd ging rückwärts, wenn Ich mit dem Führstrick wedelte, seitwärts, wenn ich es an den richtiges Stellen berührte und bewegte sogar auf Blick-Befehle Vorder- oder Hinterbeine, Das Beeindruckendste war das Verladen, Nachdem wir zehn verschiedene Dominanzübungen trainiert hatten, brauchte ich nur in den geöffneten Anhänger zu zeigen und mein vor kurzem noch so verlade-störrischer Friese ging die Rampe hoch ohne zu zögern. "Damit bist du noch nicht am Ziel", bremste Hansmeyer meine Euphorie. "Er wird dich bestimmt noch einige Male testen, ob du auch wirklich konsequent genug bist. Aber wenn du auf diese Weise mit deinem Pferd weiter arbeitest, wird sich nach einiger Zeit ein sehr tiefes Vertrauen einstellen. Er wird dir auch ohne Strick und Halfter auf dem Fuße folgen und sich voll auf dich konzentrieren, egal, was um ihn herum passiert. Das ist einfach ein Wahnsinnsgefühl!" [ document Info ] Copyright © Neue Westfälische 2007 Dokument erstellt am 10.10.2007 um 17:12:28 Uhr Erscheinungsdatum 11.10.2007 | Ausgabe: LOEHNE | Seite; 01 http://Svww.nw-news.de/Jnc/jgloM^ 14.10.2007
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Seminar zur Bodenarbeit' ■in der Reitanlage Meeresberg
EHRENBURG ■ Das Team der Reitanlage Meeresberg in Ehrenburg-Heideloh konnte mit Michel Hansmeyer aus Gütersloh einen kompetenten Verhaltenstrainer für Pferde für ein Wochenendseminar gewinnen. Hansmeyer, gelernter Pferdewirt mit Rennreiterprüfung, arbeitet seit 1994 nach der amerikanischen Parelli-Methode und hilft Pferdebesitzern bei Problemen jeglicher Art mit ihrem vierbeinigen Partner, „Die Methode basiert auf Vertrauen und Respekt und strebt mit Verständnis und Geduld eine Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd an", erläutert Susanne Stegmann vom Reitverein Sudwalde. Mit Übungen zum Vorhand- beziehungsweise Hinterhandkreuzen stimmte Michel Hansmeyer die Teilnehmerinnen und ihre Pferde (vom Pony übers Warmblut bis zum ehemaligen Galopper) auf die theoretische Basis seiner Trainings-Methode ein. Das Pferd soll lernen, sich in der „Zweier-Herde" dem Menschen als Leittier unterzuordnen. Durch die Körpersprache, die man bei Pferden in der Herde beobachten kann, verdeutlicht der Mensch dem Tier, ob oder wie es sich bewegen soll. So war es allen Teilnehmerinnen bereits in der ersten Trainingseinheit möglich, ihr Pferd nur per Gestik seitwärts vor sich her zu bewegen oder aus dem Trab ein Halten mit Richtungswechsel zu veranlassen. Ausgerüstet mit Regenschirm, Gymnastikball und Plastikplane ging es in die nächste Runde. Nach so genannten Engpass-Übungen als Vorarbeit für das spätere Verladetraining ging es spielerisch an das Überwinden einer Plane aus freien Stücken. Durch das aufgebaute Vertrauensverhältnis bleibt das Pferd ruhig, scheut nicht vor der Plane zurück - ein kleines aufmunterndes Handzeichen und es überwindet den knisternden blauen Plastikhaufen. Es folgte die Konfrontation mit Gymnastikball und Regenschirm. Die Fangemeinde dieses so genannten Gelassenheitstrainings wird immer größer. Daher wird beim regionalen Reiter-Tag am 26. April in Heideloh erstmals auch eine geführte Gelassenheitsprüfung der Stufe I für alle Altersklassen angeboten. Am Ende des Kurses stand das Verladetraining, stets eine Klippe. Zahlreiche Zuschauer verfolgten die Vorgehensweise. Ähnlich wie beim Überwinden der Plane wird das Pferd spielerisch an die Hängerklappe geleitet. So stiegen einige Tiere ohne zu zögern in den fremden Hänger. Die Pferde mit unangenehmen Transporterlebnissen führte Michel Hansmeyer geduldig, aber konsequent schrittweise an den Hänger heran: sanfter Druck und belohnende Entspannung bei -auch noch so kleinem - Erfolg.
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